Waldtraut Lewin  |  Schriftstellerin und Autorin

letzte Aktualisierung
08.04.2022

Am 20. Mai 2017 verstarb Waldtraut Lewin, die ihren 80. Geburtstag im Januar 2017 noch bei guter Gesundheit in Israel gefeiert hatte, in der Berliner Charité.


Waldtraut Lewin

Foto: Andrea Grosz



Ein Seelengarten

Nachruf von Andreas Hergeth in der taz vom 26. August 2017

Ein großes Faible für die Oper und viel Lust am Fabulieren – Waldtraut Lewin widmete sich gern historischen Stoffen. Im Mai ist die Schriftstellerin gestorben ...

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  • geboren 1937 in Wernigerode (Harz), gestorben am 20. Mai 2017 in Berlin
  • Studium der Germanistik, Latein und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin (Ost) sowie der Freien Universität Berlin (West)
  • 1961 bis 1973 Dramaturgin am Landestheater Halle im Team von Generalmusikdirektor Horst-Tanu Margraf, Regisseur Heinz Rückert und Bühnenbildner Rudolf Heinrich in dieser Zeit Bühnenfassungen und Übersetzungen von 16 Händel-Opern aus dem Italienischen
  • 1973 bis 1977 Dramaturgin und Opernregisseurin am Volkstheater Rostock
  • erster Roman "Herr Lucius und sein schwarzer Schwan", erschienen 1973 beim Verlag Neues Leben, Berlin
  • seit 1977 freiberuflich
  • seitdem ca. 70 veröffentlichte Buch-Titel, darunter 12 gemeinsam mit Tochter Miriam Margraf
  • über 20 Hörspiele für Kinder und Erwachsene, Reisebücher, Filmdrehbücher, Libretti für zwei Rockopern, Publikationen in Zeitschriften, Anthologien, Periodika, Rezensionen und Feuilletons in Tageszeitungen
  • 1970 Händelpreis der Stadt Halle
  • 1978 Lion-Feuchtwanger-Preis der Akademie der Künste der DDR
  • 1988 Nationalpreis der DDR

Nachruf von Prof. Christel Berger, erschienen im „Neuen Deutschland“ vom 23. Mai 2017

Zu ihrem 80. Geburtstag im Januar war sie unterwegs – in Israel, und sie versprach ihren Freunden ein herrliches Fest im Sommer. Kurz nach ihrer Reise machte sich die Krankheit bemerkbar. Waldtraut Lewin starb am 20. Mai.

Sie war eine wundervolle Frau und Schriftstellerin: ein bisschen verrückt und dennoch höchst diszipliniert, klug und gebildet, schreibversessen und phantasievoll. Eigentlich dem Theater und speziell der Oper verpflichtet, wandte sie sich mehr und mehr der Literatur zu. Sie hinterlässt über 70 Bücher: dicke Romane und phantastische Erzählungen, Biographien, Krimis, Hörspiele, Standartwerke wie „Der Wind trägt die Worte. Geschichte und Geschichten der Juden“, Trilogien (mit manchmal einem vierten Teil). Alle spannend, prickelnd, sinnlich. Sie schrieb über Könige („Federico“), starke Frauen und schöne Männer, über Gelehrte, Musiker, über Goethe, Händel, Luther, Anne Frank und andere, über Gegenwärtiges, aber meist Historisches. Schicksale von Juden und von Kindern und Jugendlichen lagen ihr besonders am Herzen. Letztere waren meist die Adressaten ihrer Bücher.

Sie hat sich nicht unterkriegen lassen, als ihre DDR-Verlage wegfielen und sie hat es sich und den Lesern nicht einfach gemacht und sie in nur phantastische Welten entlassen. Da war sie bodenständig und Pädagogin. Sie bestand auf genauer Historie, stimmenden Details und dem Nachdenken darüber, was Menschen können und sich angetan haben.